S.E. Herr Marcus Bergmann, Stellvertretende Generaldirektor der Sektion V, Kulturelle Auslandsbeziehungen, des österreichischen Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres!
Sehr geehrte Botschafter und Mitglieder des Diplomatischen Corps!
Liebe Freunde Kubas, liebe Landsleute!
Sehr geehrte Gäste!
Am 1. Januar 1959 betrat eine Armee junger Rebellen unter der Führung von Fidel Castro siegreich die Stadt Santiago de Cuba - das östliche Land, wo die Kubanische Revolution geboren ist. Die allegorischen Bilder zum Sieg der „Barbudos“ im Sierra-Maestra-Gebirge gingen schnell um die Welt und mit ihnen die Nachricht, dass der Diktator Fulgencio Batista in dieser Nacht die Insel verlassen hat. Die Tyrannei war gestürzt worden.
Für ganz Kuba hatten diese Bilder eine noch größere Bedeutung, der Sieg der Revolution, und mit ihm hat das freiheitsdurstige kubanische Volk endlich die Souveränität und endgültige Unabhängigkeit des Vaterlandes wiedererlangt. So endeten fast hundert Jahre Unabhängigkeitskriege. Träume begannen sich in Realitäten zu verwandeln, und das kubanische Volk konnte endlich sein eigenes Schicksal entscheiden.
Dies war der Beginn der ersten sozialistischen Revolution in der Geschichte Lateinamerikas. Die tiefste und radikalste Revolution unserer Zeit, Symbol des Widerstands und der Würde, Symbol auch der antikolonialistischen und nationalen Befreiungskämpfe, für die wahre Emanzipation der Völker.
Die Agrarreform, die Verstaatlichung des Reichtums des Landes, die Alphabetisierungskampagne, die Würdigung der Unterdrückten und Ausgeschlossenen sowie die intensive Aufgabe, einen „neuen Menschen“ zu schaffen, der in der Lage sei, die Gesellschaft unter Berücksichtigung der tiefsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu verwandeln, waren die ersten Schritte in diesem Wirbel sozialer Gerechtigkeit und des Anstandes, der den Beginn des 1. Januar bedeutete.
Ab diesem Moment wurde nicht nur der Sieg erreicht sondern es war auch notwendig, den Sieg zu verteidigen. Es wurde versucht, uns unter allen Umständen zu besiegen, von Invasionen und terroristischen Aktionen bis hin zur Verhängung der grausamsten und längsten Wirtschafts-, Finanz- und Handelsblockade, die bis heute andauert.
Die Kubanische Revolution feiert ihren 60. Jahrestag und befindet sich in einem Aktualisierungsprozess ihres wirtschaftlichen und sozialen Modells. Wir wissen, dass die Erneuerung der einzige Weg ist, uns weiter zu entwickeln und immer unter der Maxime von Fidel: „Revolution bedeutet den Sinn des historischen Moments, bedeutet, all das zu verändern, was verändert werden muss“.
Vor ein paar Monaten, am 24. Februar dieses Jahres, wurde die neue Verfassung der Republik Kuba mit der Unterstützung von mehr als 86% der Bevölkerung verkündet. Die neue Verfassung ist das Ergebnis eines breiten Volksbefragungsprozesses und garantiert die Kontinuität der Revolution. Sie stammt aus ihrer Zeit und spiegelt unsere zukünftigen Wünsche wider, einen wohlhabenden, nachhaltigen, integrativen und partizipativen Sozialismus zu erreichen.
Kuba befindet sich bei der Aktualisierung seines Wirtschaftsmodells. Und wie Präsident Díaz-Canel sagte, der Kampf um die Wirtschaft soll das wichtigste für uns sein. Es ist notwendig, die ausländischen Investitionen zu fördern, mehr zu exportieren, das Einkommen zu verteidigen, die Tätigkeit des Privatsektors der Wirtschaft zu ordnen, ohne seine Arbeit zu behindern oder zu verlangsamen, die qualifizierten und wissenschaftlichen Arbeitskräfte effizient zu nutzen, alle Möglichkeiten zu mobilisieren, um mehr und mit größerer Effizienz zu produzieren, nur so werden wir uns entwickeln.
Wenn es heute in Kuba eine sozialistische Revolution gibt, wenn unsere Hauptleader Fidel und Raúl Castro waren, wenn wir ein authentisches demokratisches System haben, das in unserer Verfassung gebilligt wird, und wenn es jetzt einen Generationswechsel in der Führung des Landes gibt, der die Kontinuität unseres politischen und sozialen Projekts bedeutet, dann ist das allein auf die Entscheidung und den souveränen Willen des kubanischen Volkes zurückzuführen; das ausreichend frei, gebildet und heldenhaft ist, um sein eigenes Schicksal zu bestimmen.
In diesen 60 Jahren hat die Kubanische Revolution ihre internationalen Beziehungen mit soliden Prinzipien und unter Berücksichtigung des Völkerrechts und der Charta der Vereinten Nationen aktiv ausgebaut. Kuba ist ein solidarisches, friedliches und internationalistisches Land; das diplomatische Beziehungen mit 195 Staaten hat und aktiv am System der Vereinten Nationen teilnimmt.
Heute ist eine gute Gelegenheit, um die historischen Bande der Freundschaft zu erkennen, die Kuba und Österreich seit 73 Jahren pflegen. Wir erinnern uns gern an die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Aufnahme dieser bilateralen Beziehungen und an den wichtigen Besuch des Bundespräsidenten und lieben Freundes Dr. Heinz Fischer in Kuba.
Dieses Jahr feiern wir auch den 50. Jahrestag der Gründung der Österreichisch-Kubanischen Gesellschaft „ÖKG“, die die Kubanische Revolution fast seit ihrem Sieg begleitet und unterstützt hat. Die ÖKG feiert ihren 50. Jahrestag und die Revolution ihren 60. Jahrestag; wir teilen die Geschichte, die Errungenschaften und die Verpflichtungen für die Zukunft, die uns gehört, und wir vertrauen auf den Sieg.
Wir leben in verwirrten und erschütterten Zeiten. Die Flatterhaftigkeit und Unvorhersehbarkeit der Entscheidungen und Handlungen in der „Trump-Ära“, sein Verzicht und Missachtung der Friedensdiplomatie und des Multilateralismus, seine Verkennung der staatlichen Verpflichtungen, seine umweltschädlichen Initiativen und sein aggressiver, protektionistischer, fremdenfeindlicher und rassistischer Diskurs haben zu einer wachsenden globalen Unsicherheit geführt.
Am 17. April kündigte die Trump-Administration die wortlaute Anwendung des „Titels III des Helms-Burton-Gesetzes“ an, der die extraterritoriale Komponente der Blockade gegen unser Volk gefährlich verstärkt. Das ist eine feindselige Handlung extremer Arroganz und Verantwortungslosigkeit und stellt einen Angriff auf das Völkerrecht, auf die Souveränität Kubas und von Drittstaaten dar.
Sechs Jahrzehnte lang haben unsere kleine Insel und der Traum von der Kubanischen Revolution alle Versuche, sie zu unterdrücken, überlebt. Wir sind eine Nation, die immer noch kämpft, sich ihrer Pflicht bewusst ist und stolz auf ihre Geschichte ist. Wir sind immer noch hier, denn wir haben es verstanden, diesen sechzig Jahren zu wiederstehen, was vielleicht ganz wenige glaubten und was sich vielleicht niemand auf der Welt vorstellen kann.
All dieser Widerstand ist dank unseres Volkes möglich gewesen, dank seinem Heldentum, seinem Patriotismus, seinem Kampfgeist, seine Loyalität und seine revolutionäre Leidenschaft.
Gemeinsam sind wir Kuba. Wir sind Kontinuität.
Es lebe die Revolution!
(Embacuba Austria)
