Berlin, 21. Januar 2025 - Am vergangenen Samstag öffnete die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften wie jedes Jahr zum traditionellen Salon Sophie Charlotte die Türen ihres Hauptsitzes am Gendarmenmarkt für das Publikum. Im Rahmen des umfangreichen Kulturprogramms fand in Raum 228 die Präsentation des Buches Alexander von Humboldt, Politische Versuche über die Insel Kuba, die erste vollständige deutsche Übersetzung des bedeutenden Werkes Ensayo político sobre la Isla de Cuba des deutschen Naturforschers und Forschungsreisenders aus dem Jahr 1826, statt.
Die von Ottmar Ette, Romanist und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, und den Übersetzern Vera Kutzinski und Ingo Schwarz herausgegebene Ausgabe bietet dem deutschsprachigen Publikum die Möglichkeit, sich in eine der detailliertesten Beschreibungen Kubas zu Beginn des 19. Jahrhunderts einzutauchen durch ein Studium der Karibikinsel in seiner politischen, wirtschaftlichen, demographischen und sozialen Dimension. Sie ermöglicht auch die Auseinandersetzung mit einem der umstrittensten Werke des Autors, da es die Sklaverei vehement verurteilt. Genau aus diesem Grund wurde das Werk von den damaligen Kolonialregierungen zensiert, und die bisher vorliegenden Übersetzungen ins Deutsche und Englische sind unvollständig. Die erste englische Übersetzung des Werkes, die 1856 von dem amerikanischen Annexionisten John S. Thrasher veröffentlicht wurde, versuchte sogar, diese Antisklaverei-Haltung zu eliminieren und Humboldts Argumentation gegen sie zu wenden.
Das Hauptziel der Autoren, die bereits eine neue, vollständige englische Übersetzung veröffentlicht haben, ist es, diese Lücken mit einer wissenschaftlich fundierten Übersetzung von Humboldts redivierte Ausgabe aus dem Jahr 1826 zu schließen.
Die Präsentation, die von Dr. Tobias Kraft moderiert wurde, der kürzlich unter anderem für seine umfangreiche Zusammenarbeit mit Kuba im Rahmen des Proyecto Humboldt Digital (PrHD) zum korrespondierenden Mitglied der kubanischen Akademie der Wissenschaften ernannt wurde, zog ein großes Publikum an, das den Saal gut füllte, auch wenn es schon spät inder Nacht war.
Ottmar Ette wies in seiner Ansprache darauf hin, dass für Humboldt als Natur- und Kulturforscher nicht nur die geopolitische oder geografische Situation Kubas relevant war, sondern auch die kulturelle Dimension mit all ihren Aspekten der Eigenart, der Gesellschaftsbildung und der Beschreibung der drängenden sozialen Phänomene der Zeit. In Bezug auf die Sklaverei distanzierte sich Humboldt von jeder Art von Rassismus und jeder Art von Sklaverei, was sein Werk nicht nur für die Amerikas, sondern globalgeschichtlich relevant macht.
Es ist ein Werk, das ein detailliertes Porträt der damaligen Zeit bietet und gleichzeitig zum Nachdenken über die von ihm beschriebenen Phänomene anregt, von denen viele immer noch hochaktuell sind.
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